Review ORBX open Landclas Africa

Nach langem Warten und offenbar etlichen Schwierigkeiten hat ORBX einen weiteren Kontinent mit verbesserten Landclas-Daten veröffentlicht. Damit stehen nun Europa, Nord- und Südamerika und Afrika mit dieser Form der Bodendarstellung zur Verfügung. Zur Erinnerung: hier handelt es sich nicht um Foto-Tapeten, man kann ein einzelnes Haus nicht dort finden, wo es in der Realität ist. Es wird „nur“ erreicht, dass die Bodendarstellung möglichst nahe an der Realität liegt: Wald, Ackerland, Sumpf, Wüste, Gras, urbane Bebauung etc. werden soweit möglich berücksichtigt. Dazu wird auch das Autogen, im Wesentlichen die Vegetation und die Art der Bebauung, angepasst. Es wurden aber immer auch fotoreale Texturen verarbeitet, wo immer dies möglich oder sinnvoll war. Leider habe ich keine kml-Datei gefunden, welche die Gebiete mit fotorealen Texturen zeigt, wie z.B. für GES.

Brandberg Massiv, Namibia

Was erwartet uns also mit ORBX Open Landclas Africa? Der gesamte afrikanische Kontinent, inklusive Madagaskar, wird durch angepasste Landclas-Daten aufgewertet. Dazu gibt es ein 76m – Mesh, alle Jahreszeiten (soweit man wirklich Unterschiede findet), 7 fotoreale Szenerien der bekanntesten Berge und Krater und natürlich eine perfekte Einbindung in ORBX Global und Vector.

Angola

Wie der Kauf-und Downloadprozeß bei ORBX abläuft wurde hier schon sehr oft beschrieben, das ersparen wir uns diesmal. Zur Zeit (28.3.2020) gibt es einen Rabatt von 20%, das Addon kostet heute 26,03€.

Nach dem Download befinden sich ca. 23 GB Daten für Afrika auf der heimischen Festplatte, darin ist das 76m-Mesh enthalten. Um diese Menge an neuen Darstellungen der vielfältigen Landschaft Afrikas zumindest ansatzweise zu prüfen, haben Klaus und ich Afrika aufgeteilt. Klaus berichtet über seine Erfahrungen mit diesem Addon nördlich des Äquators, ich schaue mir die Länder südlich davon an. Aber auch mit dieser Einteilung kann man nur Stichproben vornehmen, es ist nicht möglich, jede Ecke genau anzuschauen.

Kinshasa, Demokr. Republik Kongo

ORBX verspricht auf der Webseite www.orbxdirect.com, dass man sich stets wiederholende Kacheln vermieden hat. Gerade bei monotonen Landschaften sind ja die einzelnen Kacheln immer gut zu erkennen. Gleichzeitig hat man für über 216.000 Ortschaften die Vector- und Landclas-Daten angepasst, alle Jahreszeiten berücksichtigt und eine optionale LED-Beleuchtung eingearbeitet.

Gunter:

Zunächst zu meinen Einstellungen. Ich habe diese im P3D genauso gewählt, wie ORBX es im mitgelieferten Handbuch empfiehlt. Mein FreeMesh X Afrika habe ich deaktiviert, um nur das ORBX-Produkt zu sehen. Dies ergab keine Probleme mit der Performance, ich fliege mit auf 30 FPS gelockten Frames und hatte überall eine flüssige Darstellung ohne Ruckeln. Mesh-Probleme habe ich nirgendwo gesehen.

Fish River Canyon, Namibia

Um mir über die Qualität eine Meinung zu bilden, habe ich in den Ländern südlich des Äquators soweit wie möglich die unterschiedlichen Landschaften in Google Earth herausgesucht und diese dann im P3D virtuell besucht. An verschiedenen Stellen habe ich zwischen den Jahreszeiten gewechselt, was bei den jeweiligen Screenshots erläutert wird. Die meisten Bilder sind mit dem heutigen Datum, also im Herbst aufgenommen.

Wüste Namib, Namibia, aus großer Höhe

Ich war selber noch nie in der Wüste Namib, in Südafrika oder im Okavango-Delta. Meine Vergleiche beruhen auf Google Earth und Fotografien, die vor Ort entstanden und im Netz zu finden sind.

Wüste Namib, Namibia, aus geringer Höhe

Grundsätzlich finde ich, dass die Topografie Afrikas gewonnen hat. Die bisherigen, häufig unpassenden Texturen wurden durch deutlich Abwechslungsreichere ersetzt. Die Darstellung der Wüste, der Savanne oder der Ortschaften hat stark gewonnen. Im Zusammenspiel mit ORBX Vector laufen auch die Strassen, Flüsse und Küstenlinien deutlich genauer und nicht so schnurgerade wie z.T. vorher.

Die Vegetation passt sehr gut. Palmen, Mangroven und andere Bäume sind gut zu erkennen und passen ins Bild. Ob Baumarten verwendet wurden, die an der gerade gesehen Stelle nicht vorkommen, kann ich nicht beurteilen. Entscheidend scheint mir zu sein, dass landestypische Vegetation zu erkennen ist.

Hier ein paar Beispiele für die verschiedenen Jahreszeiten. Das mag in anderen Gegenden ganz anders sein, hier sind wir in Mombasa, Kenia und im Okavango-Delta:

Mombasa, Kenia, Winter
Mombasa, Kenia, Sommer
Okavango-Delta, Winter
Okavango-Delta, Sommer

Monotone Wiederholungen aus großer Höhe, zum Beispiel über Namibischen Wüste oder der Serengeti konnte ich nicht feststellen, diese gibt es aber weiter nördlich schon.

Alle von mir gefundenen fotoreal abgebildeten Berge und Krater sind hervorragend gemacht, es ist eine Freude, dort herumzufliegen.

Kilimandscharo, Tansania
Kilimandscharo, Tansania

Nach meiner Auffassung nicht gelungen sind die Victoria Falls. Weder die Fälle selber noch der Lauf des Sambesi ähneln der Wirklichkeit.

Victoria-Fälle
Sambesi

Auch die bekannte Etoscha-Pfanne im Norden Namibias ist keineswegs ein großer Binnensee. Hier wäre Potenzial für ein Update!

Etosha-Pfanne, Namibia

Ganz am südlichen Ende des Kontinents sieht es hingegen sehr gut aus. Die Kap-Region ist gut getroffen, der berühmte Tafelberg ist fotoreal abgebildet, wie die ganz Kap-Halbinsel bis zum Kap der Guten Hoffnung, das sieht gut aus. Auch das Hinterland Südafrikas gefällt mir, die verschiedenen Bodennutzungen sind gut voneinander zu unterscheiden. Immer dann, wenn es ein bißchen bergiger wird, wirkt die Darstellung besonders gut. Aber auch die urbanen Gebiete wie Johannesburg und Pretoria oder Kapstadt passen gut ins Bild.

Kapstadt, Südafrika
Kap der guten Hoffnung
Tafelberg, Kapstadt

Ich habe mich auch in Madagaskar umgesehen, auch scheint alles soweit zu passen. Hier gefällt auch die Darstellung der kleineren Ortschaften im Hochland gut. Auch die Küsten gefallen mir. Das gilt zum Beispiel auch für die Flüsse. Die Mündung des Kongo in den Südatlantik mit den verzweigten Flussarmen und den Mangovenwäldern erkennt man wieder.

Antananarivo, Madagaskar

Mein Fazit: Es macht Spaß, in Afrika herumzufliegen. Der Gesamteindruck ist sehr positiv. Man erkennt, dass man sich eben nicht in Europa oder Nord- bzw. Südamerika befindet. Etliche grobe Schnitzer – und es gibt bestimmt noch mehr, als die, die wir gefunden haben – sollten in einem Update bereinigt werden können. Man muss bei der Bewertung schon berücksichtigen, dass wir hier keine Region wie Germany North oder Pacific Northwest vor uns haben sondern „nur “ Landclas Daten mit aufgehübschten Autogen. Hier stimmen eben nicht alle Details wie bei fotorealen Szenerien, nicht jeder Ort ist exakt an der richtigen Position. Auch die Flugplätze wurden nicht verbessert, hier muss man im Freeware oder Payware Angebot etwas suchen, um ansprechende Destinationen zu erhalten. Insgesamt ist das Addon zu empfehlen, wenn man sich mit dem Kontinent Afrika fliegerisch etwas näher befassen möchte und mit ein paar Ungereimtheiten leben kann.

Entlang der Garden Route, Südafrika

Um die Lesbarkeit des Textes nicht weiter zu erschweren, folgen hier noch ein paar weitere Screenshots:

Klaus :

Gestartet habe ich meinen Erkundungsflug im nördlichen Afrika, dort wo es sehr trocken, sandig und steinig ist. Also am südlichsten Rand von Europa. Die erste Strecke führte mich nach Ägypten und zwar von Port Said, dem Suez Kanal folgend, in Richtung Port Suez am Roten Meer.  Die zweite Tour folgte dem Nil aufwärts von Alexandria bis zum Assuan Staudamm und Nasser See. 

Besuchte Gebiete

Bis auf ein paar kleinere Ungereimtheiten bin ich mit dem Gezeigten durchaus zufrieden. Kairo, die größte Stadt Ägyptens, wird sehr ordentlich mit der landestypischen Bebauung unterstützt. Auch kann man die Sehenswürdigkeiten der Altvorderen sehr schön aus der Luft betrachten. Allerdings kam es bei der Nutzung von FreewareX Mesh (36m /Lod9) bei einer Pyramide (Chephren-Pyramide) zu einem Schweben über Grund. Dies ließ sich durch Abschalten des Mesh aber schnell beheben und somit ist auch das Addon von ORBX nicht der Auslöser. Straßen und sonstige Verkehrswege werden ziemlich exakt dargestellt.

Pyramiden, Ägypten

Einzig die Texturen am Nil entlang sind mir etwas zu grün geraten. Allerdings ist die Lage und Ausdehnung schon sehr nah an Mutter Erde. Der Assuan Staudamm hat leider einen Riß in der Staumauer und etwas weiter nilabwärts (Esna nahe Kom Ombo) hätte ich mir gewünscht, die große Schleuse zu sehen. Aber gut bei dargestellter Fläche von ca. 30 Millionen km² da kann schon mal was verloren gehen. Sollte man hier nicht überlegen, der Vollständigkeit halber, dieses Addon mit den Dingen, die vermisst werden Up zu Daten?

Grossraum Kairo

Die Einfahrt in den Sueskanal ist minimalistisch gehalten, dies setzt sich auch auf dem kompletten Weg des Kanals fort, man sollte also keine Eyekandys erwarten. Die Querung des Kanals geschieht größtenteils über Fähren, aber es gibt auch eine große Brücke – Friedensbrücke Kūbrī as-Salām mit 3,9 km Länge nicht gerade als klein zu bezeichnen. Leider findet sich diese Brücke auch nicht als Autogen Bauwerk in diesem Addon wieder. Am südlichen Ende, ab der Höhe El Qantara bis Abu Sultan – der Ausfahrt in den Großen Bittersee – verläuft der Kanal doppelläufig und ist auf Gegenverkehr ausgelegt. Leider ist dies nicht dargestellt. Es macht mich doch etwas nachdenklich, warum man solch essentielle Dinge, beim grössten künstlichen Schifffahrtsweg der Erde, nicht beachtet. Übrigens lassen sich im Kanal auch ganze 2 statische Dampfer sehen, in einem der meist befahrenen Kanäle der Welt.

Oberlauf des Nils
Assuan Staudamm

Weiter östlich auf der Arabischen Halbinsel, also dort wo Saudi Arabien, die VAE , Katar , Oman zu finden sind, habe ich meine Besichtigungsreise fortgeführt. So fügt sich zum Beispiel DUBAI Rebootet von FlyTampa sehr schön in dieses Addon ein. Was mir allerdings nicht ganz so gefallen will, ist die Wüstenfarbgebung. Da ich die Gegend aus eigener Erfahrung recht gut einschätzen kann, komme ich mit der Farbe von Sand und Stein nicht ganz klar. Sand und Felsen sollten rötlicher, bzw. etwas hell – bis dunkelgrau sein (kann man so auch auch einschlägigen Satellitenkarten sehen). Mir hat das teilweise einen zu großen Grünstich, auch die Grünflächen sind ein wenig zu üppig ausgefallen. Die Küstenlinien sind allerdings hervorragend ausgearbeitet da gibt es absolut nichts zu meckern (das betrift glaube ich das komplette Addon).

Vereinigte Arabische Emirate, Nähe Dubai

Am Nord- westlichen Ende des Kontinents Afrika, also Marokko, Algerien, Tunesien und Libyen hat sich im Überflug auf den ersten Blick auch das ein oder andere verbessert. Dichter besiedelt als die reinen Wüstenländer, gibt es naturgemäß auch mehr Verkehr, somit auch Eisenbahnschienen und Straßen. Auch die städtische Bebauung (hier auch mehr landestypisch), Häfen und andere Infrastruktur sind nun etwas besser dargestellt.

Marokko, Hochland
Ceuta, Marokko

Zum Kontinent Afrika zählen auch die westlichen Inselgruppen, wie die Kapverden, Kanaren, Madeira und sogar noch die Azoren Inselgruppe. Die Inseln im Atlantischen Ozean scheinen mir relativ gut gelungen zu sein. Allerdings denke ich das hier doch vermehrt spezielle Addons diverser anderer Hersteller Verwendung finden, da diese von den Texturen sowie dem Autogen detailreicher gestaltet sind. Wer aber einfach nur mal einen längeren Flug mit Zwischenlandung machen möchte, oder aber eine Entdeckungstour, für den könnte das Gebotene durchaus ausreichend sein.

Ponta Delgada, Azoren
Madeira

Mein Fazit zu diesem hier beschriebenen Teil des Addon ORBX Global open LC Afrika ist etwas zwiegespalten. Eines Teils bin ich froh das dieser, doch lange Zeit als weißer Fleck behandelte Kontinent endlich mehr Aufmerksamkeit bekommt. Ein riesiger Erdteil mit soviel Potential, der bestimmt genauso interessant zu befliegen ist wie Nordamerika. Zum anderen hat es ja vom Anfang bis zur Fertigstellung recht lange gedauert und einiges, das ich mir jetzt auf die Schnelle für das Review angeschaut habe, macht mich nicht so recht glücklich. Nun es sind halt eine Menge Dinge, die einem ins Auge fallen, die so nicht stimmig sind (weil man sie von vor Ort kennt). Ich möchte es einmal für mich persönlich so beschreiben: Durchaus verbesserungsfähig, aber als Grundgerüst weitaus besser als Global Base & Global Vector allein für dieses große Gebiet. Ich finde, farblich müsste da und dort etwas nachgearbeitet werden, weil viele Wüstengebiete vom Sand und Stein einfach rötlicher bzw. felsgrau ausfallen.

Ägypten, Wüste

Ab und zu kommt es auch zu unschönen Kachel- Wiederholungen. So ist z.b. im Äthiopischen Hochland nicht ganz soviel klein Parzellierung von Ackerfläche vorhanden wie dargestellt.

Äthiopien

Oder der Sueskanal, der mir sehr lieblos in die Landschaft gegraben scheint. Aber das ist in Wirklichkeit überhaupt nicht der Fall. Andererseits will ich aber auch nicht vergessen, wir schreiben hier über ein Flugsimulator Addon und hier sind die Interessen der Nutzer eben auch sehr verschieden. Ob ich in 36000 ft. mit Dickblech über die Landschaft düse, oder aber gemütlich mit Heli oder Piper Cub in Erdbodennähe fliege, da sind die Ansprüche schon sehr verschieden. Bei alledem soll der Flusi ja auch noch fliegbar bleiben und das nicht nur für Highend Pc’s. Unter all diesen Aspekten – und wenn man sich beim Hersteller durchringen könnte vielleicht das ein oder andere durch ein oder mehrere Updates zu verbessern – dann ist Global openLC Afrika aus meiner Sicht durchaus als Fortschritt beim Flusieren zu sehen.

Auch hier folgt noch eine Kollektion weiterer Screenshots:

Ein Dank geht an ORBX für die Überlassung einer Review-Copy.

Klaus aka Ubootwilli und Gunter aka Viking01 für FriendlyFlusi

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.